Mittwoch, 21. Juli 2010

Der ganz normale Alltag in Ulan Bator


Unsere Angestellten in Ulan Bator haben mit so einigen Widrigkeiten zu kämpfen.
Eine davon ist das Abschätzen ob Aussagen wahr oder falsch sind.
Stellen wir uns vor der Bayasgalant Projektleiter Nils Alexander Locher wartet auf eine Antwort auf ein Schreiben, welches er beim Qualitätsprüfsamt abgegeben hat. Er wurde gebeten dies zu machen, damit er beim Versand der Filzpantoffel in die Schweiz keine Gebühren des Qualitätsprüfamtes bezahlen muss.

Zwei Wochen nachdem er sein Schreiben abgegeben hat, geht er wieder zum Qualitätsprüfamt, um diese besagte Antwort in Briefform abzuholen. Abgemacht war, dass er einen Anruf erhält, wenn die Antwort bereit liegt. Der Anruf kam aber nie – daher machte er sich selbst auf den Weg dorthin.
Die Antwort wäre tatsächlich seit ein paar Tagen fertig formuliert, aber anstelle Alex anzurufen, hat das Amt den Brief in das Gebäude 2 des Qualitätsprüfamtes weitergegeben. Dieses Amt liegt nicht nebenan, wie man denken könnte. Nein man muss zuerst ans andere Ende der Stadt bevor man beim Gebäude 2 ist.

Alex macht sich also auf den Weg. Dort angekommen wird er informiert, dass sie den Brief gehabt hätten, ihn aber vor einer Weile an die Postadresse der Tagesstätte geschickt hätten.

Also auf zur nächsten Stelle: 13. Poststelle um genau zu sein. Diese Post sollte verantwortlich sein für alle Briefe die an die Tagesstätte geschickt werden.
Die Frau auf der 13. Poststelle schüttelt aber den Kopf und meint: Nicht sie sondern die 37. Poststelle sei zuständig.

Als Alex bei der 37. Poststelle ankommt, findet er keine Post sonder ein Notariat. Und muss zuerst mal den Standort der 37. Poststelle ausfindig machen.
Dies ist aber nicht so einfach: In der Umgebung findet Alex nur die 105. Post, dies ist aber geschlossen. Ein Stück weiter die Strasse runter ist die 26. Poststelle. Die Postfrau dort ist so gnädig und ruft bei der 37. Stelle an, um zu fragen wo sie sich den nun befinden. Laut den Informationen aus dem Telefongespräch sei die 37. Poststelle nicht umgezogen, aber sie seien sowieso nicht für die Briefe der Tagesstätte zuständig. Da müsse Alex zur 25. Poststelle. Und die ist wieder am anderen Ende der Stadt…

Langsam etwas skeptisch ruft Alex dort zuerst an. Ja, doch der Brief für Ihn sei dort angekommen, aber jemand hätte den Brief abgeholt. Nach einigem Suchen in den Papieren der Poststelle kommt raus, dass eine gewisse Munhtur aus dem Horoo (dem Quartier) der Tagesstätte den Brief abgeholt hätte. Warum? Keine Ahnung, sie hätte ihn halt einfach mitgenommen.

Also auf zum Horoo. Dort kennt aber keiner eine Munhtur. Komischerweise erinnert man sich aber immerhin an den Brief. Nun heisst es eine Frau die fürs Horoo verantwortlich sei hätte den Brief mitgenommen. Und was für ein Glück, diese Frau hat sogar eine Telefonnummer. Alex, immer noch tapfer entschlossen den Brief zu finden, ruft die Frau an und sagt ihr sie solle diesen Brief an ihn sofort zurückbringen. Sie komme hin, in einer halben Stunde könnte er den Brief abholen.

30 Minuten später: Natürlich ist die Frau nicht aufgetaucht. Nach einer Weile ruft sie wieder an, sie hätte nun doch keine Zeit vorbeizukommen. Sie würde den Brief bei der Tagesstätte abgeben, sagt sie auf das Beharren von Alex hin, dass er sie ja sonst wo treffen kann.

Schlussendlich gibt Alex die Hoffnung auf, den Brief am gleichen Tag noch zu erhalten und ist nur noch froh, als er ihn ein paar Tage später bei der Tagesstätte abholen kann.

Ein ganz normaler Arbeitstag für ihn geht zu Ende. (Ok, manchmal ist es auch einfacher. Aber nur manchmal.)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen